Am 12. und 13. Mai war es wieder so weit – die kreativen jungen Start-Up gemeinsam mit den etablierten großen Unternehmen der Mobilitätsbranche trafen sich in Kassel, um über die Zukunft des Vereins, aber auch über die „intermodale und nachhaltige Mobilität“ in Deutschland zu diskutieren.

Es ist schon bemerkenswert, mit welchem Elan junge Unternehmer alt eingesessene Gewohnheiten mit pfiffigen Ideen verändern wollen. Ich finde es schon sehr „idealistisch“, dem konservativen Deutschen schmackhaft zu machen, dass er „bald“ mit einem Klick auf seiner Mobilitäts-APP, von A nach B, oder in Neudeutsch, von „door-to-door“ reisen kann – und hierfür nur einen einzigen Fahrschein oder Kundenberechtigungskarte braucht – wie auch immer die aussehen wird.

Was visionär klingt, ist heute schon in einzelnen Bausteinen möglich. Ich kann von Berlin nach Westerburg intermodal reisen, doch dafür benötige ich etliche APPs, Verträge und natürlich Abrechnungen, die es mir ermöglichen, von der Hauptstadt in ein Dorf im Westerwald zu reisen. Ich könnte zum Beispiel mit einem Leihfahrrad von meinem Hotel zum Hauptbahnhof strampeln, dort das Fahrrad abstellen, um dann in den ICE nach Montabaur zu reisen. Einmal am Prunkstück des Westerwaldes angekommen, könnte ich dann nachhaltig in einem CarSharing-Fahrzeug von E-WALD / Flinkster bis zu meinem Termin in Westerburg im Elektroauto reisen. Das geht heute schon, doch leider noch nicht mit einem Reiseschein, Kundenkonto, APP oder Mitgliedskarte, denn alle Anbieter betreiben Ihre Systeme selbständig. Leider kommuniziert keines der Systeme mit- oder untereinander.

Das nächste Dilemma entsteht, wenn meine Endstation in Westerburg/ WW sein soll, also meine „final destination“ ist. Also auf Deutsch, ich bin zu Hause und benötige das CarSharing-Fahrzeug nicht mehr. Wer bringt es also an den ICE Bahnhof wieder zurück? Flinkster ist ein stationsgebundenes CarSharing-System, die Station ist am ICE Bahnhof und nicht vor meiner Haustür! Welche Alternative hätte ich? Bus? Undenkbar im Westerwald. Das Taxi? Ja, ginge schon, sehr flexibel aber unakzeptabel vom Preis.

Das scheint einer der größten Herausforderungen zu sein. Wie löst man „the last mile“ im ländlichen Raum, so dass es für Betreiber und Nutzer akzeptable Kosten bietet? Noch kann man sich das „free floating“ CarShairng-System, wie es Car2Go und MultiCity in Berlin betreiben, auf dem Land nicht vorstellen. Das wäre zwar für den Nutzer schon genial, einfach das Auto irgendwo in Westerburg abzustellen, doch wie viele Autos müssten am ICE Bahnhof in Montabaur stehen, so dass jeder Nutzer ein Auto vorfindet, bis jemand den eWagen wieder nach Montabaur zurückbringt. Aktuell reine Utopie und nicht umsetzbar.

Trotz allen Widerständen oder Gegenwind, der Markt sucht diesen Komfort des Reisens auf der Kurz- und Mittelstrecke. Es ist nur eine Frage der Zeit und des Zusammentreffens der richtigen Partner, die auf Augenhöhe miteinander Ideen entwickeln, besprechen und auch gerne diskutieren, um dabei das „richtige Produkt“ zu entwickeln.

Oliver P. Kaul