Als Teil des eColognE-mobil Projektes haben die Partner Flinkster, Ford und RheinEnergie zwei Ford Focus Electric am Neumarkt (Parkhaus Lungengasse) in Köln stationiert.

Als kritischer und neutraler Berichterstatter kann ich kaum positive Kritiken zum Focus Electric als Imageträger für das elektrische CarSharing beitragen. Aber fangen wir mit dem positiven an.

Flinkster ist extrem professionell in Allem was sie tun. Die Hotline ist gut erreichbar, die Mitarbeiter freundlich und gut geschult. Auch die Bedienungsfreundlichkeit für dem Focus Electric ist gelungen. Am Ladekabel hängt ein großer Hinweis, dass das Kabel im Auto mitgeführt werden soll und damit es nicht geklaut werden kann, hängt an einem Drahtseil ein roter „Knebel“ der auf dem Armaturenbrett gelegt werden soll. Durch Schließung der Tür wird somit das teure Ladekabel vor Diebstahl geschützt. Für die Praxis eine gute umsetzbare Lösung, wenn das eAuto nicht selbst verriegelt. Sehr gut fand ich die „Bedienungsanleitung“ für das elektrische CarSharing Fahrzeug in Form einer laminierten Karte die an einem roten „DB Band“ am Rückspiegel hängt. Kaum zu übersehen und mit ausreichender Information damit man nicht die Hotline anrufen muss. Als erfahrener eMobilist kann ich nicht beurteile ob man die Infos „intuitiv umsetzen kann“, aber das überlasse ich meinen Lesern zu kommentieren.

Die Ladesäule der RheinEnergie, also von Mennekes als Hersteller, funktioniert tadellos. Ich bin sowieso ein großer Fan von Mennekes (OK, das war keine neutrale Berichterstattung), doch eine Säule die mich mit Anweisungen begleitet und per SMS oder RFID Karte sich identifizieren lässt, das nenne ich komfortabel und Vertrauenserweckend für die neuen User.

Nun zum Ford Focus Electric. Mit diesem Auto tut das Kölner Projekt dem Ruf der eAutos keinen Gefallen. Das Auto ist eine amerikanische Version mit Deutscher Zulassung. Will heissen, alles ist auf Englisch und für den Amerikanischen Markt ausgelegt. Es fängt mit dem Aussenspigel an mit seinen Warnhinweisen „Objects in mirror may seem closer than they are“ und von dem Zusatzspiegel ist man so abgelenkt, dass man unsicher wird. Und dass bei einem Elektroauto und zusätzlich im CarSharing. Not good!

Hinzu kommt, dass das Navi nicht aktiviert ist, denn die passende SD Karte mit der Navigationssoftware fehlt. Also ein 40.000 Euro, 6 Euro die Stunde teures Fahrzeug ohne Navi. Wer bitteschön soll dieses Auto, dem 2,50 Euro/ Stunde Ford KA mit Navi in Zukunft bevorzugen? So idealistisch wohl nur ich! Very bad!

Wer CarSharing vor der Stadtbahn, dem Bus oder dem Call-a-Bike wählt, der hat bestimmt einen guten Grund. Schlechtes Wetter, die Braut abholen oder Sachen transportieren. Bei der Braut wird der Focus E wenig Eindruck hinterlassen. Lieber das Mini Cabrio von Drive Now nehmen – aber bitte nicht bei schlechtem Wetter! Doch wer umweltfreundlich Gegenstände durch die Stadt transportieren muss, der sollte lieber den auf elektrisch umgebauten Berlingo wählen, denn der Focus Electric trägt im Kofferaum eine Teil seiner Akkus. Wer Hoffnung hat, dass im vorderen Raum Platz wäre, so wie im „Frunk“ (front trunk) des TESLA Model S, der wird enttäuscht, denn da ist der eMotor! Also, auch hier die Empfehlung, lieber bei Flinkster den Verbrenner Ford Transit wählen und eine Baum für die Ökobilanz pflanzen.

Dann liebe Ford, ist es so umständlich an Euer Focus Electric eine Typ2 Buchse einzubauen, so dass Euer mit dem i3 preislich vergleichbares Auto, an jedem Ladepunkt laden kann? Der Typ1 Ladestecker wird von den Japanern, im Opel Ampera und beim Renault Kangoo eingesetzt und ab 2016 nicht mehr in Europa für Neufahrzeuge erlaubt. Eure Amerikanischen Kollegen von TESLA waren da etwas fortschrittlicher. OK, man muss diese Kritik relativieren, denn der Focus Electric kann maximal mit 3,7 kWh geladen werden und wird nie an einem Supercharger von TESLA zum Aufladen stehen, sondern eher nur zum Staunen was in Amerika doch möglich ist.

Bei so viel Kritik bleibt doch etwas Positives zu sagen, dass der elektrische Focus mit 107 kW/ 145 PS gut abgeht, doch die 250 Newtonmetern bringt er trotz 1,7 Tonnen Gewicht sehr schlecht auf die Straße, entweder die Winterreifen sind schuld oder die Traktionskontrolle sind „very rally-stile“ ausgelegt. Gibt man beim Einlenken „Strom“, dann driftet der Fronttriebler unangenehm weg – und das bei trockener Fahrbahn.

FAZIT: Ford sollte lieber den Focus wenig bewerben, denn er ist kein guter Imageträger für die Marke und für die eMobilität, ganz zu schweigen für das elektrische CarSharing.